Juni 2019
Tag 335 | 02.06.2019
Die Traggelenk-Manschette muß vor der HU noch neu. Sonst kann ich es gleich lassen. Aber dafür den
Achsschenkel ausbauen? Das muß doch auch anders gehen. Darum löse ich zunächst nur den oberen Tragarm und
drücke das Gelenk aus. Dann spanne ich den Arm mit einem Ratschengurt (immer endet es mit einem Ratschengurt)
und fummle die Manschette vom Gelenk. Die Neue ist schnell aufgesteckt aber der große Spannring ist immer die
Pest. Diesmal versuche ich es mit kleinen Gripzangen. Eine auf den Anfang, eine auf das Ende der Wendel. Und
eine zusätzlich in die Mitte. Damit kann ich den Ring einigermaßen kontrolliert über die Manschette
bugsieren. Allein, man hätte sich vielleicht vorher einen Plan zurechtlegen sollen, wie man den Arm wieder
entspannen kann. Einfach die Ratsche lösen und hoffen daß das Gelenk schon in den Achsschenkel flutschen
wird, ist doch arg optimistisch .
Also stelle ich einen Stempelwagenheber unter den unteren Tragarm und drücke
den Achsschenkel hoch. Das klappt und ich kann das Traggelenk wieder einführen und festschrauben. Die HU kann
kommen. Jetzt kann man schonmal mit nicht so wichtigen Sachen anfangen. Das Unterhaltungszentrum will auch
noch gebaut werden. Geplant ist eine kleine Holzkiste mit Verstärker, Bluetooth-Empfänger und zwei
Lautsprechern. Die muß in den freien Fleck hinter die Rücksitze passen. Das wird dann klein und
wahrscheinlich kein Klangwunder, aber das ist nicht so wichtig. Also messe ich mir eine Bodenplatte aus und
dann baue ich eine Kiste aus Rauhspundbrettern in munitionskistenoptik. Da passt der Verstärker gerade so
rein, hoffentlich wird ihm nicht zu warm. Lautsprecher habe ich auch noch zwei, fehlt mir nur noch das
Bluetooth-Teil. Die Kiste pinsele ich schon in RAL 6014 an, der Rest folgt.
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Tag 336 | 04.06.2019
Heute ist der große Tag. HU und Abnahme für das H-Kennzeichen. Da ja einige Vollidioten dafür gesorgt haben,
daß man keine Kurzzeitkennzeichen ohne HU mehr bekommt*, muß ich ohne Probefahrt zur HU. Relativ zügig nach
Fahrtbeginn fängt die Hupe in der Kurve an zu hupen. Nicht so schön, aber nicht mehr zu ändern. Schlimmer,
wenngleich nicht TÜV-Relevant, ist das grauenhafte Fahrverhalten. Das grenzt an Unfahrbarkeit. Teils sind
sicher die vollkommen verstellten Achsen schuld, teils liegt es wahrscheinlich an den strammen Traggelenken.
Der Ingenieur wird mit dem Auto ja nicht fahren, da kann ich mich auch später mit befassen. Weil das Auto
aber hupt, als ich in eine Nebenstraße abbiegen will, fühlt sich das Alpha-Männchen eines Rudels die Straße
querender männlicher Jugendlicher mit Migrationshintergrund belästigt, zeigt gleich dem mächtigen Pavian sein
metaphorisches, farbenprächtiges Hinterteil, und fordert mich zur Eigenliebe auf. Mein Hinweis daß das Auto
leider mal von selbst hupt und er nicht gemeint war, kommt in der Erbse, die als Gehirn in seinem Holzkopf
rumkullert, leider nicht an und er wird mucho macho. Darum lache ich ihn aus und fahre weiter, denn sich
morgens um sieben mit 6 oder 7 Heranwachsenden anzulegen endet sicher unerfreulich. Anschließend fahre ich
über Schleichwege in die Firma, mein Kollege fährt dankenswerterweise das Begleitfahrzeug für Notfälle.
Zwischendurch halten wir kurz, um die Hupe abzuklemmen, es ist würdelos. Im Betrieb angekommen verpasst Tim
dem Auto eine AU. Auf Anhieb ohne mogeln oder nachstellen bestanden, Respekt. Da hat er den Vergaser ohne
CO-Tester rein nach Gehör und Gefühl echt gut eingestellt. Der Motor läuft aber auch wie ein Traum. Danke!
Die Hauptuntersuchung und das H-Kennzeichengutachten gehen dann superglatt über die Bühne. Man hat am
Gesichtsausdruck des Prüfers, als er des Kübels ansichtig wurde, schon erahnen können daß es gut ablaufen
wird. Er hatte bis dahin noch keinen Kübel gesehen und war offensichtlich Baff, daß ich gestern nicht gelogen
hatte, als ich ihm sagte daß alles neu wäre. Vielleicht war er sogar aufgeregter als ich, das war jedenfalls
Tims Eindruck. Das Ergebnis: HU ohne Mängel, H-Gutachten ohne Beanstandungen. Zurück nach Hause bin ich dann
offen und mit abgeklappter Scheibe gefahren, wozu hat man sich die Arbeit gemacht? Ich habe viele nette
Reaktionen auf den Kübel bekommen, vor allem die Kinder haben ja noch keinen politisch motivierten
Geschmacksfilter und waren ganz angetan von dem ulkigen Vehikel. Und was mir im Käfer noch nicht passiert
ist: Ich habe ein V vom Führer eines riesigen, eckigen US-Schlittens bekommen. Wahrscheinlich, weil der Kübel
ein bisschen wie ein 1:2-Modell seines eigenen Autos aussieht.
*Stimmt so auch nicht. Man bekommt sie noch, aber damit darf man dann nur zur nächstgelegenen Prüfstelle
fahren. Richtige, legale Probefahrten kann man nicht machen. Das kratzt natürlich nur einigermaßen
gesetzestreue Bürger wie mich, nicht diejenigen, die es uns versaut haben.
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Tag 337 | 06.06.2019
Der Kübel ist repariert
Da ja die arbeitende Bevölkerung ja lediglich einen Tag in der Woche zugesprochen bekommt, um auf Ämtern was
zu erledigen, habe ich das Auto erst heute angemeldet. Nachdem ich ein Stündchen in der Schlange gewartet
hatte, teilte mich die Maschine auch noch dem sauertöpfischsten Stadtangestellten zu, den das Bürgerbüro zu
bieten hat. Die Geschichte meines Lebens. Zugegeben, es ist nicht seine Schuld daß man im Landkreis Hannover
ein etwas kürzeres Kennzeichen nur nach einer peynlichen Befragung durch die heilige Inquisition in Gestalt
der Region Hannover höchstselbst bekommen kann. Ein Lachwurz ist der Schalterbeamte trotzdem nicht gerade.
Nun, wer Laatzen kennt, kann sich sicher denken warum einem da auf dem Amt das Lachen vergehen kann. Also
geschenkt. Dabei wollte ich gleich für die Zukunft planen (H-Y 495 statt 4952), falls ich einst H-Saison mache
und 4952 zu lang ist. Außerdem wäre 495 der erste Dreierblock des originalen Y-Kennzeichens... Zuhause habe
ich die Kennzeichen auch gleich angebaut. Schade, daß der Kübel erst übernächste Woche vermessen werden kann.
Und weil man ja irgendwann mal einen Schnitt machen muß, erkläre ich diesen Tag als den offiziellen Abschluß
der Restaurierung. 337 Tage über bummelig zwei Jahre und acht Monate verteilt habe ich alle Höhen und Tiefen die
so eine Restaurierung zu bieten hat erlebt. Wobei die positiven Seiten eindeutig überwiegen. Es hat länger
gedauert als gedacht, es ist teurer geworden als geplant. Also alles vollkommen normal gelaufen. Ich bedanke
mich von hier bei allen, die mich unterstützt haben. In erster Linie bei Tim, ohne den der Motor sicher
niemals so schön laufen würde. Bei den Foristen aus dem MFF im Allgemeinen und bei Kle und edbo 181 im
Besonderen. Und natürlich auch bei meiner Mutter, die mir bereitwillig die Garage überlassen hat. Ihr seid
die größten !
Ab heute stelle ich dann auch die Numerierung der Tage ein. Denn jetzt werde ich nicht mehr so taggenau Buch führen. Das
war teilweise echt anstrengend. Aber keine Sorge: Das hier macht mir viel zuviel Spaß, als daß ich es aufgeben würde

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08.06.2019
Weil ich jetzt, wo der Kübel angemeldet ist, auch nicht mehr warten kann bin ich heute in die Firma gefahren
und habe mich mal selbst im Vermessen probiert. Das letzte Mal habe ich in den neunziger Jahren selbst
vermessen, das kann ja was werden. Mein Kollege richtet mir die neuuzeitliche Meßbühne ein und dann kann es
losgehen. Die Werte sprechen für sich: So mußte das Auto schlecht fahren. 2 1/2° Nachspur auf der Hinterachse
sind nur die Spitze des Eisbergs. Ich brauche dann 2 Stunden und die Werte sind zum großen Teil auch noch
etwas raus. Hinten hat er immer noch 53' Gesamtnachspur, da waren allerdings die Langlöcher in den
Federstreben zu Ende. Spur vorne ist auch fast raus, aufgrund der schwergängigen Traggelenke läßt es sich
schlecht einstellen. Aber mit den jetzigen Werten braucht man sich immerhin nicht mehr zu sorgen, der Wagen
kippe in der nächsten Kurve um. Neue Traggelenke müssen ohnehin rein, danach wird nochmals vermessen.
Nachmittags widme ich mich erneut der Musikbox. Ich säge zwei Löcher in ein ehemaliges Regalbrett eines
Kleiderschrankes und schraube den Verstärker in die Kiste. Fehlt nur noch die Bluetooth-Einheit.
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09.06.2019
Mit den neuen Einstellwerten des Fahrgestells kann man sich auf eine größere Ausfahrt wagen. Ich fahre als
Erstes zur Marienburg, traditionell gehen dort alle meine Probefahrten hin. Und von da aus lasse ich mich
treiben. Zuerst dachte ich an eine Fahrt zum P.S. Speicher in Einbeck, fand die länge der Strecke aber zu
gewagt. Erst als am Straßenrand das "Willkommen im Weserbergland"-Schild auftaucht, geht mir auf daß ich dann
auch getrost nach Einbeck hätte fahren können. In Bodenwerder prüfe ich den Ölstand, er stellt sich als halb
unter Minimum heraus. Ein guter Zeitpunkt das Öl aus dem Kofferraum zu nehmen. Leider habe ich es zu Hause
stehen lassen. Die 17 Euro für einen Liter der Tankstellenhausmarke waren ein verdientes Lehrgeld für diese
Dummheit. Danach bleibt der Ölstand aber trotz leicht leckendem Öldruckschalter annähernd konstant. In Polle
setze ich über die Weser über und kreisele noch ein bisschen im Hinterland rum. Bis in einer Ortschaft namens
"Schießhaus" (Wer wäre dem Wegweiser nicht gefolgt?) die Straße endet. Weil heute Abend noch Schützenfest
ist, beschließe ich den Heimweg anzutreten. In Grohnde quere ich die Weser erneut per Fähre und finde leider
keine passende Stelle für ein Foto vom Kübel vor dem AKW. Zeitlich passen die Beiden ja zusammen. Nachmittags
komme ich nach 240 problemlosen Kilometern wieder zu Hause an. Die Traggelenke haben sich nicht
eingeschliffen, da sieht es wohl noch nach Arbeit aus. Ich habe übrigens auf der ersten Ausfahrt alle
Varianten Kübelgespräche geführt:
- Variante 1: "Nein, das ist kein Wehrmachtskübel. Ja, die haben später nochmal Kübel gebaut."
- Variante 2: "Ja, der schwimmt. Aber nicht sehr lange." (Das Gespräch habe ich auf der Fähre in der Mitte der Weser geführt.
Leider war ich nicht schlagfertig genug die "schwimmt der"-Frage mit
"Klar, sieht man doch" zu beantworten.)
- Variante 3: "Da habe ich früher mal viel Zeit drin verbracht" (Die einzige Variante bei der man keine intelligent-ironische
Antwort braucht.)
Ich habe mich aber über alle Gespräche gefreut .
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15.06.2019
Eigentlich wollte ich ja heute nach Faßberg fahren. Da ist Tag der Bundeswehr und alle Standorte mit Panzern sind mir zu
weit weg. Aber nachdem es heute morgen schon hagelte und der Wetterbericht über Orkan und 5 cm große Hagelkörner unkte, habe
ich das aber lieber gelassen. Es war dann zwar den ganzen Tag gutes Wetter, aber naja... Stattdessen habe ich die Musikkiste
fertig gebaut. Gestern kam noch der Bluetooth-Adapter, da konnte ich alles verkabeln. Zuerst war zwar das schweigen im Walde,
aber nachdem ich die Lautsprecher auf die richtigen Anschlüsse geklemmt hatte, lief die Musik. Ich habe sowohl das Telefon
als auch das iPad gekoppelt, funktioniert beides. Der Adapter koppelt schnell und stabil und die Kiste macht ordentlich Lärm .
Der Eingangspegel am Verstärker muß sogar noch runtergedreht werden, hätte ich nicht erwartet. Obwohl die Kiste von einer
High-End-Anlage so weit entfernt ist wie nur was, bin ich dennoch überrascht, wie gut sie klingt. Sogar ein bisschen Bass
ist dabei. Nur der Anschluß an die Batterie muß noch geändert werden. Jetzt ist sie einfach an die Batterie angeklemmt, aber
das gefällt mir noch nicht. Entweder schließe ich das Pluskabel so an, daß der Knochen die Anlage mit ausschaltet, oder ich
baue noch einen Schalter an die Kiste.
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Tag 335: Alles klappt mit Spanngurten: Tragarm gelöst, um die Manschette zu erneuern.
Tag 335: Die Manschette hat genau 0,05 km gehalten.
Tag 335: Der Ring läßt sich immer schlecht montieren. So geht es noch am Besten...
Tag 335: Ich nehme schon Mal Maß für die Musikkiste. Das wird kein Klangwunder.
Tag 336: AU, HU, H-Kennzeichen-Gutachten: Alles reibungslos gelaufen.
Tag 337: Finale: Der Kübel ist angemeldet.
Sechs mal rot. Kein Wunder, daß er wunderlich fährt. Hinten ist es nicht besser gewesen.
Da kommt wohl noch ein Gitter in gelboliv drüber, dann kann man es nutzen.
Die erste lange Fahrt. Ich beginne solche Rundreisen immer an der Marienburg.
Doch ein Schwimmwagen. Aber nur auf der Fähre über die Weser.
Jetzt kann zum Tanz aufgespielt werden. Die Musik ist installiert.
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